Liebe

16.September 2024

Wenn ich Geschichten einsprechen und produzieren darf, ist es auch manchmal so, dass ich zwei oder auch drei Projekte parallel produziere. Während eine Autorin/ ein Autor das Hörbuch zur Korrektur bekommt, um nochmal Fehler zu erkennen und zu notieren, oder/und auch nachträgliche Änderungswünsche zu Betonungen einzureichen, beginne ich, um keinen Leerlauf zu haben, schonmal mit dem nächsten Projekt. So ging es mir in den letzten 8 Wochen mit einer turbulenten Liebesgeschichte, einem spannenden Krimi und einem wirklich starken Kinderbuch.
Die Kölner Autorin Lilli Meinhardis vertraute mir ihren Roman „Herzkirschen“, der erste aus ihrer Reihe „Das kleine Kräutercafé“, an. Eine Liebesgeschichte – oha, dachte ich im ersten Moment- will ich das sprechen? Da muss man ganz schön Gefühl zeigen und aus sich herauskommen. Wie intensiv werden die Liebesszenen? Geht mir das zu weit?   

„Natália hat sich inmitten der Wolkenkratzer der Bankenmetropole am Main eine Oase geschaffen: Auf ihrem Dachgarten baut sie aromatische Kräuter für ihr aufstrebendes Café »Alles grün« an. Die Blondine hat allerdings auch ein Talent dafür, in Fettnäpfchen zu treten: In ihrem Nebenjob in einer Bank fährt sie zuerst mit ihrem Putzwagen über die polierten Schuhe des charmanten Bankers Marco, der ganz verzückt von ihrem Temperament ist. Kurz darauf wird sie beim heimlichen Umkleiden im Büro vom zugeknöpften Robert erwischt. Der ist hingerissen von der geheimnisvollen Unbekannten und hält sie irrtümlich für eine neue Kollegin. Als dann ein plötzlicher Stromausfall ganz Frankfurt in Dunkelheit taucht, ist das Verwirrspiel der Verliebten perfekt.“                                         (Beschreibung bei Amazon)

Diese kurze Inhaltsangabe und die Leseprobe versprachen eine Liebesgeschichte mit Humor, starken Frauen, spannenden Verwicklungen und unerwarteten Wendungen. Von jedem Autor /jeder Autorin erfahre ich, bevor ich mit der Produktion starte, wie sich die SchriftstellerInnen ihre Figuren vorstellen. Es ist für mich ganz wichtig, etwas über den Charakter, das Leben und das Verhalten der handelnden Personen zu wissen und natürlich auch, wie sich ihre/seine Stimme anhören soll, damit sie zum Typ passt. Nachdem Frau Meinhardis und ich diese wichtigen Punkte durchgegangen sind, startete ich das Projekt und genoss es, die unterschiedlichen Charaktere einzusprechen und den Verlauf der Geschichte dabei mitzuerleben.  Für mich intensiver als die Bücher nur im Stillen zu lesen. Ich will natürlich nicht spoilern, aber es gibt zu meiner und vielleicht auch eurer Beruhigung keine eindeutigen Bettszenen. Und um zu meiner Frage zurückzukommen- nein, die Geschichte ging für meinen Geschmack nicht zu weit.

Mit feiner Feder und vielen wirklich guten Ideen hat Lilli Meinhardis diese romantische Geschichte zwischen Natalja und Marco…oder vielleicht doch Robert(?)… entwickelt und genügend Raum für meine und deine Fantasie gelassen. Nataljas beste Freundin und Geschäftspartnerin Isa und ihr Sohn Yul, der neben Natalja auch für Spannung und Turbulenzen sorgen wird, nehmen ihren Platz in der Geschichte ein. Und so vervollständigt sich eine heitere, sommerliche ,aber auch an manchen Stellen rasante und abwechslungsreiche Liebesgeschichte, die ich euch nur empfehlen kann.

Das Cover wurde nochmal überarbeitet und wir sind sehr begeistert. Auch an Lilli Meinhardis habe ich Fragen, denn ich bin ja, wie gesagt, neugierig, doch zunächst…

Das Interview

Liebe Frau Meinhardis, danke für Ihr Vertrauen in meine Stimme, die engagierte Mitarbeit an diesem Hörbuchprojekt, für die spontanen und guten Ideen, die sie zur Ausgestaltung der Kapitel hatten – welche, wird nicht verraten! Danke auch, dass wir das Hörbuchcover umgestalten lassen konnten und wofür ich auch sehr dankbar bin, sind die vielen kleinen Reels, die Sie vorbereitet haben und die wir nun zur Bewerbung des Hörbuches nutzen können.

Da haben sie viel Zeit und Kreativität investiert. Ursprünglich haben Sie einen anderen Beruf ausgeübt. Welcher war das und wie kam es zu dem Wunsch, als Schriftstellerin zu arbeiten?

Lilli Meinhardis:
Ich habe zehn Jahre lang als Anwältin gearbeitet, dabei aber gespürt, dass ich meine wahre Passion für das Schreiben und vor allem meine Fantasie in diesem Beruf nicht ausleben konnte. Also habe ich im Jahr 2016 die Entscheidung getroffen, meine Robe an den Nagel zu hängen und nach Berlin zu ziehen, um hier an der Alice Salomon Hochschule den Masterstudiengang „Biografisches und Kreatives Schreiben“ zu belegen. Noch während des Studiums habe ich meinen ersten Roman geschrieben. Das war ein Befreiungsschlag für mich und ich bin glücklich, nun meinen Traumberuf der Schriftstellerin und Schreiblehrerin ausüben zu können.

 Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Romane? In „Herzkirschen“ sprudelt es meiner Meinung nach nur so von Ideen, die Sie in die Liebesgeschichte eingebaut haben.

Lilli Meinhardis:
Dankeschön, das freut mich. Die Inspiration kann aus allen möglichen Situationen und Eindrücken im Alltag oder auf Reisen entstehen. Im Fall von „Das kleine Kräutercafé“ war die Initialzündung eine TV-Dokumentation über den Stromausfall in New York im Jahr 1977. Da ist meine Fantasie sofort angesprungen und ich habe mir vorgestellt, welche außergewöhnlichen Situationen und Begegnungen zwischen Menschen während eines solchen Ausnahmezustands entstehen können. Da ich sieben Jahre lang in Frankfurt am Main gelebt habe, kam mir schnell die Idee, meine Geschichte in „Mainhattan“ spielen zu lassen, also dem deutschen Manhatten mit seinen Wolkenkratzern. Im Rahmen der Recherche vor und während des Schreibens bin ich einige Mal nach Frankfurt gereist und habe mir vor Ort bestimmte Schauplätze mit meiner Geschichte vor Augen ausgesucht, zum Beispiel den Standort des „Alles grün“ in der Berger Straße beim idyllischen Bethmannpark, den ich so gerne mag. Auch die charmante „Neue Altstadt“ war gerade fertiggestellt worden und hat mir so gut gefallen, dass ich Yul auf seinem Fahrrad dorthin geschickt habe und Luxuslady Gabriele in ein dort ansässiges Dessousgeschäft.

Weitere Details ergeben sich für mich beim Schreiben ganz von alleine, wenn ich meine Figuren besser kennenlerne. Es ist ein natürlicher Prozess und die Einfälle fliegen mir zu – nicht nur vor dem Laptop sitzend, sondern oft beim Spazierengehen in der Natur –, ohne dass ich mich dafür anstrengen muss.

Wenn Sie nicht selber schreiben, welche Bücher lesen Sie/haben sie gelesen. Gibt es unter den AutorInnen Vorbilder für Sie?

Lilli Meinhardis:
Als Schülerin und junge Studentin habe ich sehr viel gelesen, von Klassikern der Weltliteratur – z.B. begeistert mich bis heute Jane Austen, die Urmutter der gewitzten Liebesgeschichte – über Genre-Unterhaltung bis hin zu Biografien über Filmstars.

In den letzten Jahren bin ich auf den Geschmack von Hörbüchern gekommen und lasse mich oft bei der Auswahl eines Buches eher vom Sprechenden leiten als vom Werk. Ich mag zum Beispiel Gert Heidenreich sehr gerne und habe von ihm eingesprochen einige Bücher schon viele Male angehört, zum Beispiel „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende sowie „Was vom Tage übrigblieb“ von Kazuo Ishiguro. Ich bin auch ein großer Fan von Marc-Uwe Kling und seinen Känguru-Geschichte, die er einzigartig witzig vorträgt.

Zuletzt habe ich im Urlaub „Bergland“ von Jarka Kubsova gelesen und war sehr beeindruckt.

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Danke liebe Frau Meinhardis für dieses Interview!

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