21.September 2024
Seit einigen Tagen könnt Ihr euch auch „Hannover Helau“ in allen wichtigen Streaming Shops herunterladen.
Wieder ist ein ganz besonderes Projekt für mich abgeschlossen. Susanne Schieble, eine Schriftstellerin aus Hannover, kam mit der Bitte auf mich zu, ihren Kriminalroman „Hannover Helau“ zu produzieren.Ich lernte sie während einer ihrer wirklich spritzigen Lesungen in einer hannoverschen Buchhandlung kennen.
So etwas müsst Ihr, liebe LeserInnen, erlebt haben!
Sie unterbrach ihre Lesung immer wieder mit witzigen, ironischen und politikkritischen selbstgeschriebenen Kabarettszenen.
Ich war soo geflasht!
Ich erlebte eine total kreative vielseitige Künstlerin!
Susanne hatte den besonderen Wunsch, die Hauptfigur „Kommissarin Williamson“ selbst einzusprechen. Ich hatte natürlich große Lust, ihren ersten Kriminalroman einzusprechen, aber wie sollte ich es umsetzen, dass sie die „Williamson“ spricht. Ich habe doch nur ein Mikrophon!
Nach einigen Überlegungen sprach ich dann das komplette Buch erstmal ein und markierte Susannes‘ Texte farbig. So blieb mir langes Suchen erspart, als Susanne mich besuchte und Ihren Part einsprach. Meinen gesprochenen Text ersetzte ich anschließend mit ihrer Stimme. Und wir sind beide der Meinung, dieses Projekt hört sich sehr gelungen an!
Ihr fragt euch, warum Susanne Schieble unbedingt die „Kommissarin“ selber einsprechen wollte?
Vielleicht erzählt sie das einfach mal selbst in meinem kleinen Interview. Denn damit hat es eine besondere Bewandtnis.
Liebe Susanne, dein Wunsch, die „Kommissarin Williamson“ selber zu sprechen, war eine kleine Herausforderung für mich, aber eine, bei der ich als Sprecherin und im Umgang mit der Technik viel dazu gelernt habe.
Danke dafür!
Dein erster Kriminalroman „Hannover Helau“ ist der Beginn einer Krimireihe, die sich in Hannover abspielt.Was verbindet dich mit der Hauptperson „Williamson“ aus deinem Kriminalroman?
Susanne:
Die Verbindung ist autobiografisch. Wie Williamson stamme ich aus dem Rheinland, bin dort geboren und aufgewachsen. Während meines Studiums und zu Beginn meiner Promotion habe ich in Köln gelebt. Ich bin also waschechte Rheinländerin durch und durch, und habe viele rheinische kulturelle Errungenschaften „mit der Muttermilch“ aufgesogen. Das Wunderbare an der Williamson-Figur ist ihre Unmittelbarkeit: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, ist direkt und schießt manchmal über das Ziel hinaus – ist dabei aber herzlich und lebensfroh. Trotzdem hat sie Tiefgang. Das ist genau das, was ich mit meiner rheinischen Herkunft verbinde. In Williamson sind diese Eigenschaften auf die Spitze getrieben, aber sie sind dennoch sehr wahrhaftig. Hinzu kommt, dass Williamsons Familie das Wichtigste in ihrem Leben überhaupt ist – das trifft auch auf mich zu. Dementsprechend drehen sich viele Themen in meinen Romanen um Familie, Familienkonstellationen, um Zuverlässigkeit, Loyalität und Vertrauen. Und nicht zuletzt verbindet mich mit ihr ihr Ehemann – wer meinen Mann kennt, wird ihn in Bernd-Karl wiederfinden.
Magst du erzählen, was Dich bewegt hat, Kriminalromane zu schreiben, die in und um Hannover spielen?
Susanne:
Hannover ist meine Heimat seit 24 Jahren. Wir sind aus beruflichen Gründen nach Hannover gezogen – mein Mann trat damals hier seine erste Stelle an. Ich bin hinterhergezogen und dann zwischen Köln und Hannover gependelt, da ich zu dieser Zeit noch in Köln promovierte. Ich habe, ähnlich wie Williamson, die Stadt kennen und lieben gelernt und hier viele wunderbare Freundschaften geschlossen, mich beruflich entwickelt, bin fest im gesellschaftlichen Leben der Stadt verankert. Daher war es naheliegend für mich, Hannover zum Schauplatz meiner Krimis zu machen. Es ist die Stadt, die ich am besten kenne und in der ich mich wohl fühle. Und warum Krimis überhaupt? Ich liebe Krimis, habe viele gelesen und irgendwann den Mut gefasst, selbst einen zu schreiben, da Sprache neben dem Theater das Mittel ist, durch das ich mich am besten ausdrücken kann.
Du bist künstlerisch sehr vielseitig, zwei weitere Krimis – „Vorstadtidylle“ und ganz aktuell „Todesvisier“, gibt es schon von dir und du schreibst auch fürs Kabarett, trittst selbst auf. Du hast promoviert und bist auch Traurednerin, wie ich gelesen habe.
Wo kommt deine Energie her?
Ist das auch ein innerliches Sprudeln von Ideen, die einfach rausmüssen?
Susanne:
„Ich kann es nicht richtig benennen, woher meine Energie kommt – sie ist einfach da, und ich habe in der Tat ganz viele Ideen, die in einen Krimi oder in ein Kabarettstück gegossen werden müssen. Es ist auch so, dass ich durch das kreative Arbeiten viele andere wunderbare kreative Menschen kennengelernt habe, die mich wiederum beeinflussen, so z.B. durch meine Weiterbildung zur Theaterpädagogin oder durch meine Theatergruppen und Autorenkolleginnen und -kollegen. Dadurch entsteht ein reger Austausch, der sich wiederum in vielen neuen Ideen ausdrückt, die in unterschiedliche Projekte umgesetzt werden. Wenn ich nicht kreativ tätig sein kann, werde ich unruhig, ganz kribbelig…
Ich beobachte auch viel und denke mir zu den Menschen, die ich sehe, Settings oder Dialoge aus, die wiederum in ganz unterschiedlichen Situationen entstehen, in denen ich mich befinde, so z.B. beim Kochen oder Autofahren. Durch das Theaterspielen visualisiere ich die Szenen oft, die ich dann aufschreibe. Auch meine interkulturelle Arbeit als Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Hannover haben mich mit so vielen Situationen und Menschen unterschiedlichster Art konfrontiert, da kann es schon mal sein, dass das eine oder andere in abgewandelter Form Jahre später in einem meiner Krimis wieder auftaucht.
Gerade war ich in Kanada unterwegs – und bin mit Stoff für bestimmt drei weitere Romane zurückgekommen …
Das schafft auch wieder neue Energie, es ist eine Art Kreislauf.
Was möchtest du mit deiner Kunst bei deinen Zuschauern, Zuhörern und Lesern erreichen bzw. auslösen?
Susanne:
Ich möchte mein Publikum gut unterhalten – auf möglichst spritzige, witzige, kurzweilige, intelligente, aber auch nachdenkliche Art und Weise. Am liebsten wäre es mir, wenn mein Publikum froh und beschwingt meine Bücher zuklappt oder nach einem Auftritt von mir nach Hause geht, und dabei trotzdem noch einen kleinen tieferen „Mehrwert“, wenn man das so sagen kann, mitnimmt, ohne dass ich mit irgendeiner moralisierenden Keule daherkomme. Außerdem hoffe ich, dass mein Publikum merkt, dass ich immer alles gebe, keine halben Sachen mache. Malcom Young, der verstorbene Rhythmus-Gitarrist von ACDC, hat einmal gesagt: „Gut ist ein Auftritt dann, wenn du völlig verschwitzt von der Bühne kommst. Sonst hat sich das Ganze nicht gelohnt.“ So sehe ich das auch.