Kinder und Familie

21.November 2024

Wie erlebt ein Kind es, wenn ein Elternteil psychisch erkrankt?

Wie kann der gesunde Elternteil in dieser verwirrenden und sicher auch unsicheren Situation Sicherheit und Halt geben?

Welche Fragen gehen Kinder in dieser Zeit durch den Kopf? Was stärkt sie?

In dem Buch „Mama kommt zurück – Rosas verrückter Sommer“ erzählt die kleine Rosa ganz unbefangen und lebendig aus ihrer kindlichen Perspektive von ihrer Mama, die sich plötzlich ganz merkwürdig verhält, häufig weint oder aus heiterem Himmel einfach aus der Tür geht und die Kinder allein lässt.  Mama geht schließlich in ein Krankenhaus und muss dort lange bleiben und Rosa und ihre beiden Brüder ziehen vorübergehend zu Papa. Alles ist neu und anders. Wird Mama wieder gesund? Wann kommt sie zurück?  Wer kümmert sich denn jetzt um Rosas Schildkröte? Und was hecken eigentlich schon wieder Rosas Brüder aus?

Mit reicher Erfahrung aus ihrer therapeutischen Arbeit und großer Sensibilität hat die Familientherapeutin und Künstlerin Grit Wuttke ihr erstes Kinderbuch geschrieben und dieses durfte ich als Hörbuch einsprechen.

Und während der Produktion merkte ich, dass es nicht nur ein Kinderbuch ist, sondern auch Erwachsenen viel Stoff zum Nachdenken bietet.

Ein Familienbuch sozusagen! Beziehungsweise nun auch ein Familienhörbuch! Mit gutem Feedback von Grit Wuttke auf meine erste Aufnahme und gemeinsamen Überlegungen, wie wir diese Geschichte interessant ausgestalten können, spannte ich meinen Mann mit ein. Er überlegte sich kurze Melodien, die den Text an passenden Stellen auflockern und unterbrechen. So wurde das Hörbuch unserer Meinung nach lebendig und abwechslungsreich.

Das Interview mit der Autorin

Liebe Frau Wuttke,

„Mama kommt zurück – Rosas verrückter Sommer“ beinhaltet ja das schwierige  Thema „Psychische Erkrankung in der Familie“. Über psychische Erkrankungen spricht man nicht gerne, schon garnicht, wenn man selber in irgendeiner Weise davon betroffen ist. Was brachte Sie auf die Idee, trotzdem ein Kinderbuch zu diesem Thema zu schreiben?

Da war keine Idee in mir, über das Thema ein Buch zu schreiben, sondern das Schreiben begann, als ich beim Zeichnen  in meinem Atelier am Schreibtisch saß – dass ich aufeinmal schrieb und es mir vorkam, wie einen Film zu schauen, den ich schreibend festhielt und ich selber so gespannt war, wie er sich weiter entwickeln würde.
Im Grunde ist das ja bei meiner Arbeit als Therapeutin ähnlich : 
Wenn ein Mensch aus einem Leidensdruck heraus z.b. in oder nach einer Lebenskrise oder einem Verlust oder, wie im Buch Rosas Mutter mit einer psychischen Erkrankung zu mir kommt, weiß ich ja am Anfang der Therapie auch nicht “ wo die Reise hingeht “ und hoffe natürlich, daß wir zu einem guten Ergebnis kommen, d.h.der Mensch und sein Umfeld sich positiv verändern, sodass sich seine Lebensqualität verbessert.
Das ist ja auch in den meisten Fällen so, und doch alles  andere als selbstverständlich und verlangt dem betroffenen Menschen als auch seinen Liebsten und Nächsten sehr viel ab: innere Arbeit, Toleranz, Bemühen, Kompromisse und vor allem Verständnis.
Weil ich diese inneren Prozesse meiner Klient*innen und Patient*innen im Laufe meiner 32 Jahre therapeutischer Arbeit so oft mit erleben und begleiten durfte, hat sich das Buch wohl aus verdichteten Erfahrungen geschrieben und ich bin sehr froh, dass es ein “ Happy end “ bzw. ein Mut machendes Ende gefunden hat .

Was möchten sie Menschen mit Ihrem Werk mitgeben?

Ich möchte Menschen jeden Alters dazu ermutigen, über psychische Erkrankungen zu sprechen und auch nachzudenken, wie wir damit umgehen können und wollen .
Ich denke, daß vermutlich in jedem Freundes- oder Familienkreis Menschen unter psychischen Erkrankungen leiden .
Ohne  professionelle Hilfe und auch Unterstützung von den Nächsten ist es sehr schwierig, mitunter sogar unmöglich allein damit klar zu kommen .
Zum Glück sind grade junge Menschen heute sehr viel offener und bereit, darüber zu sprechen – früher war das Thema eher tabuisiert.
Auch möchte ich dazu beitragen, die Hoffnung nicht aufzugeben, daß sich leidvolle Gefühle und Umstände verändern können, auch wenn es oftmals viele Jahre braucht, um eine positive, freudvolle Lebensqualität zu erreichen .
 

Sind sie eine Mutmacherin?

Ja – definitiv : das bringt schon meine Arbeit als Therapeutin und Künstlerin  mit sich .

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